Für “gute” Spieler, die Verteidigung nur als notwendiges Übel betrachten, wird dieser Abschnitt ziemlich uninteressant sein.

Ein guter Verteidiger sollte sich aber über einige Punkte im klaren sein, wenn sein Gegenspieler den Ball hat:

1. Verteidigungsposition, Beinarbeit und Gleichgewicht

Ein ewiges Problem ist, dass alle Trainer ihre Spieler in einer noch, noch, noch tieferen Verteidigungsstellung sehen wollen, und dass alle Spieler lieber mit durchgedrückten Knien verteidigen wollen. Wie tief solltest Du sein? Als Faustregel kannst Du Dir merken, dass Dein Kopf immer niedriger sein sollte, als der des Angreifers. Das heißt aber nicht, dass Du eine Verbeugung mit Hüftknick vor ihm machen sollst. Halte Deinen Oberkörper aufrecht und gehe soweit in die Knie, bis Du die nötige “Tiefe” erreicht hast (das hat natürlich seine Grenzen, wenn Du als 2m-Riese einen Zwerg deckst, aber das sollte selten vorkommen). Durch den aufrechten Oberkörper liegt Dein Körperschwerpunkt genau über Deinen Füßen, d.h. Du hast optimales Gleichgewicht und kannst blitzschnell reagieren. Verteidige mit etwa einer Armlänge Abstand, damit Du sowohl einen Wurf als auch einen Durchbruch verhindern kannst. “Ferndeckung” mit 3 Metern Abstand übt keinen Druck aus, der Angreifer kann in aller Ruhe überlegen, was er tun will, und das ist sicher nichts Gutes für Dein Team. Also “störe seine Kreise”, damit er Fehler macht. Anders ist es, wenn Du weißt, dass er ein schlechter Schütze ist und Du ihn zum Werfen zwingen willst. Vergiß aber nicht, ihn danach auszublocken!

Neben den gebeugten Knien und dem aufrechten Oberkörper ist auch die Fußstellung entscheidend. Deine Füße sollten immer mindestens schulterbreit auseinander stehen. Mit enger Fußstellung kannst Du gut Skifahren, aber nicht Basketball spielen. Mach Dich breit, um dem Angreifer zu signalisieren: “Hier kommst Du nicht vorbei!” Eine schmale Verteidigungsstellung lädt den Angreifer förmlich ein, einen Durchbruch zu versuchen. Durch die breite, tiefe Stellung hast Du auch optimale Standfestigkeit und bist durch Finten nicht so leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen – ein hoher, schmaler Gegenstand fällt eher um, als ein niedriger, breiter!
Bewegt sich Dein Gegenspieler, dann folge ihm mit kurzen schnellen Gleitschritten, lass IMMER BEIDE FÜSSE AM BODEN und behalte immer Deine tiefe, schulterbreite Stellung bei. Wenn Du den Bodenkontakt verlierst, kannst Du nicht mehr reagieren. Bewege Dich so seitwärts, vorwärts, rückwärts, aber nie auf und ab; Deine Hüfte muss immer auf der gleichen Höhe bleiben. Wenn Du die Füße schließt oder auf- und abdotzt wie ein Känguruh, verlierst Du das stabile Gleichgewicht und bist leicht auszuspielen.

2. Armarbeit

Um eines gleich klarzustellen: Verteidigung ist vielleicht zu 90% Beinarbeit und zu 10 % Armarbeit. Die meisten dummen Fehler in der Verteidigung passieren, weil die Spieler zu faul sind, ihre Beine zu benutzen, und statt dessen lieber mit den Armen “fischen”. Gute Armarbeit ist nur auf der Basis einer perfekten Beinarbeit möglich! Solange Du Dich nicht mit Deinen Beinen in eine gute Verteidigungsposition bewegt hast, ist jede Armarbeit sinnlos und verursacht Fouls.
Wenn Du einen Dribbler deckst, verteidige mit einer Hand an seiner Hüfte (“touching”), es sei denn, der Schiedsrichter untersagt es. Die andere Hand zeigt mit der Handfläche nach oben zum Ball. Schlage nie von oben nach unten, wenn Du einen Ball herausspielen willst, Du wirst immer die Hand treffen. Schlage mit der Handfläche von unten nach oben, aber verliere dabei nicht das Gleichgewicht, beuge Dich nicht nach vorne, sonst foulst Du oder der Angreifer zieht vorbei. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, einem guten Dribbler den Ball herauszuspielen, aber Du musst ihn ständig beschäftigen, damit er sich auf Dich konzentrieren muss und möglicherweise seinen freien Mitspieler nicht sieht.
Hast Du einen Dribbler gestoppt, gehe ganz dicht an ihn heran, wedele mit den Armen und rufe laut “Ball, Ball”, damit Deine Mitspieler wissen, dass sie alle Passwege zumachen müssen. Schlage nicht nach dem Ball, das gibt nur Fouls! Versuche, einen FehlPass zu provozieren oder einen 5-Sekunden-Pfiff, mit einem Foul machst Du nur Deine bis dahin gute Verteidigungsarbeit wieder zunichte.
Wenn der Ballbesitzer noch nicht gedribbelt hat, halte eine Hand hoch, um einen möglichen Wurf zu stören (ist Dein linker Fuß vorne – linke Hand hoch, und umgekehrt) und zeige mit der anderen – Handfläche nach oben – auf seinen Bauch. So kann er nicht in Ruhe werfen und muss zudem aufpassen, dass Du ihm nicht den Ball wegschlägst. Auch hier gilt: behalte Dein stabiles Gleichgewicht – Arm hochgestreckt, aber Knie tief gebeugt. Richte Dich nie auf, wenn der Angreifer eine Wurffinte macht, sonst hast Du verloren. Lass ihn eher von außen werfen als vorbeiziehen (welchen Wurf wird er wohl eher treffen?).

3. Aktion statt Reaktion

Wer reagieren muss, hat immer schlechte Karten. Die Reaktionszeit von 2-3 Zehntelsekunden reicht dem Angreifer meist aus, um sich einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Viele Spieler glauben, in der Verteidigung könnten sie nur reagieren – ein großer Irrtum!
Der Spieler mit dem Ball kann drei Dinge tun: Schießen, Passen oder Dribbeln. Indem Du ihn eng deckst (s.o.) machst Du ihm das Schießen und Passen schwer. Wenn Du Dich nun noch in der Verteidigungsposition auf eine Seite von ihm stellst, ihm also eine Seite anbietest, zwingst Du ihn, zu dieser Seite zu dribbeln oder zu passen – er muss also auf Deine Verteidigung reagieren. Du weißt nun, wohin er gehen wird, falls er dribbelt, und, was genauso wichtig ist, Deine Mitspieler sehen es auch und wissen, wo sie Dir aushelfen müssen. Du kannst alle Täuschungen ignorieren, denn Du lässt ihm kaum noch eine Wahl: entweder er nimmt einen schlechten Wurf oder er geht in die Richtung, auf die Du vorbereitet bist. Du diktierst, was passiert, und das verbessert Deine Karten erheblich. Stehe nie einfach da, sondern bewege Arme und Beine, starte Scheinangriffe auf den Ball, biete immer eine Seite an, sonst verschlechtern sich Deine Chancen erheblich – sei aktiv!

4. Eine Seite anbieten

Es gibt unter den Trainern verschiedene Auffassungen darüber, welche Seite man einem Ballbesitzer anbieten sollte. Wichtig ist, dass alle Spieler einer Mannschaft nach den Vorgaben des Trainers arbeiten und nicht jeder das tut, was er persönlich für “richtig” hält.
Gibt es keine solche Vorgabe, solltest Du grundsätzlich versuchen, einen Dribbler aus der Mitte zur Seite abzudrängen, am besten auf seine schwache Hand (man kann ihm auch seine starke Seite anbieten, wenn man ihn in eine “Falle” locken will – siehe “PRESSVERTEIDIGUNG”). Wenn sich der Angreifer bereits auf einer Seite befindet, versuche, ihn zur nächsten Auslinie zu drängen, denn jede Linie ist ein zusätzlicher Verteidiger, außerdem führt dieser Weg weg vom Korb. Einem Ballbesitzer den Weg nach innen anzubieten, halte ich für ungünstig, denn erstens hängt in der Mitte der Korb und zweitens hat der Angreifer dort viel mehr Passmöglichkeiten.

 

Mit freundlicher Genehmigung von bbcoach.de