Mit einer aufopfernden Gesamtleistung und im Vorfeld nicht unbedingt für möglich gehaltenen zwei Siegen im Turnier haben wir uns die Teilnahme an der Deutschen Ü45 Meisterschaft redlich verdient! Wie konnte das bloß passieren? Als einzige Mannschaft sind wir nämlich mit nur sieben Spielern angereist. Die prognostizierten 5-6 Gegenspieler pro Team entpuppten sich übrigens als 5+6 Gegenspieler pro Team. Die zahlenmäßige Unterlegenheit haben wir uns allerdings nicht anmerken lassen, drei Spiele sind annähernd unentschieden ausgegangen, zwei davon konnten wir gewinnen. Nur Göttingen hatte diese Monstermenschen im riesigen Kader, gegen die in Kiel noch kein Kraut gewachsen ist.

Um kurz nach 8 Uhr morgens ging die Reise los, ab 9:30 Uhr waren wir dann in der allen Spielern vollkommen unbekannten Sporthalle in Schlutup. Erst über 10 Stunden später verließen wir sie wieder. Gefühlt war das mehr als ein Tagesausflug, denn es ist eine Menge passiert:

8:0x Uhr, Abreise

„Moin, ich bin Dirk!“ begrüßte Herr Semmann seinen Beifahrer Thorsten. Es stellte sich heraus, dass die beiden sich bis dato noch gar nicht kennengelernt hatten! Tja, gerade Freundschaft geschlossen und am Endes des Tages schon zusammen für die DM qualifiziert – herrlich.

10:00 Uhr, Spiel 1 gegen Gastgeber Lübecker TS

Auf Lübecker Seite entdeckten wir die ganzen altbekannten Gesichter von früheren Aufeinandertreffen, und meistens gingen wir damals nicht als Sieger vom Platz. Erstaunlicherweise hielten wir dieses Spiel auf Augenhöhe, 8:11 lagen wir zur Halbzeit (nach den ersten 10 Minuten) hinten. Im zweiten Spielabschnitt wechselte die Führung dann ein paar mal, bis wir im letzten Angriff, einen Punkt zurückliegend, dank Dirks starkem Mitteldistanzwurf 25:24 in Führung gingen. Ein letzter Angriff der Lübecker wurde jäh durch die Schlusssirene unterbunden – wir hatten den ersten Sieg eingefahren!

13:00 Uhr, Spiel 2 gegen Göttingen

Es gibt Leute, die sind sehr groß. Und zwar in alle Richtungen. Und können mit einem Basketball gut umgehen. Und liegen mit 15:4 gegen uns in Führung, nach 5 Spielminuten. Da weiß man, dass man evtl. mal keine Chance hat. Dennoch haben wir uns in der zweiten Halbzeit ganz gut verkauft und diese mit 17:14 gewonnen, das Spiel aber sang- und klanglos mit 28:39 verloren. Das ging so in Ordnung, kann man nichts machen. Auch Diskutieren mit den Schiedsrichtern hilft da nicht, Herr Lehrer. 😉

16:00 Uhr, Spiel 3 gegen Ottensen

Allerorten wurde im Laufe des Tages zunehmends gerechnet und Was-wäre-wenn-Statistiken aufgestellt: Was muss man noch leisten, um die DM-Endrunde zu erreichen!? Die Antwort auf diese Frage war für uns ganz einfach: Das Spiel gegen Ottensen gewinnen – dann sind wir definitiv durch! Und dieses Vorhaben merkte man uns an, denn diese erste Halbzeit war wohl die beste, die wir im ganzen Turnier aufs Parkett legten. Es flutschte einfach, die Spielzüge waren nett anzusehen und wurden erfolgreich abgeschlossen, die Defensive war wach und holte wichtige Rebounds. 17:9 führten wir nach den ersten zehn Minuten, weitere zehn trennten uns von dem inzwischen für möglich gehaltenen Erfolg. Allerdings wurde das Spiel wie so häufig mit Vorwärts-Beteiligung noch eine knappe Kiste, Punkt um Punkt holten die Hamburger auf, erzielten durch einen Dreier in der letzten Minute das 24:25. Wir lagen noch einen Punkt vorn, verwandelten aber in den nächsten beiden Angriffen jeweils einen von zwei Freiwürfen. Und das reichte zum 27:24-Endstand! Das resultierende Strahlen in Svens Gesicht war wie eingraviert: „Das hätte ich nie für möglich gehalten. Der Körper tut schon gar nicht mehr so weh!“ Die Freude war bzw. ist immer noch riesig groß! Auch von anderen Teams bekamen wir Glückwünsche und Erleichterungsdank, denn mit diesem Ergebnis stand für sie ebenfalls fest, dass sie nach Berlin reisen dürfen!

Ottensen agierte überaus körperbetont, zumindest auf der Centerposition. Leider kamen viel zu wenig Laute aus den Pfeifen: 6 Fouls auf unserer, nur 7 auf Hamburger Seite spiegeln nicht unbedingt die Realität wider. Da es ja um alles oder nichts ging, hat das Adrenalin die Schmerzen zum Glück weggespült. Apropos Schmerzen: Beim Anblick der Turnierplanseite fällt einem der Sponsorname „Qulai“ ins Auge. Diese eigentlich in Indien anzutreffende Arznei „ist ein gut getestetes Medikament zur Heilung von Rötungen und Eruptionen des Mundes und der Zunge.“ Na gut, bzgl. der Altersstruktur der Teilnehmer sind Präparate aus dem medizinischen Sektor gut angebracht, Thorsten hätte sich allerdings lieber Rheumadecken vor Ort gewünscht.

19:00 Uhr, Spiel 4 gegen den SC Alstertal

Die gegnerischen „Old Boys“ haben im letzten Jahr an der Ü45 DM teilgenommen und am Ende Platz 16 belegt, sie konnten also bereits Erfahrungen in diesen Gefilden sammeln. Um so mehr hätten wir in diesem wieder einmal sehr knappen Spiel einen achten Mann gut gebrauchen können! Zum einen war Alstertal schlau genug, ihre weitaus längere Bank dazu zu nutzen, uns stark unter Druck zu setzen. Zum anderen gingen die eigenen Körner zuneige und wir kamen in Foultrouble. Darin enthalten war ein für mich total unverständliches Offensivfoul, wobei eher ich gefoult wurde!? Und das bei einem Punkt Rückstand in der letzten Spielminute. Leider trafen die Alstertaler im Gegenzug und (m)ein letzter Dreierversuch verfehlte sein Ziel deutlich. Quintessenz: dieses Spiel hat uns einen besseren als den vierten Platz gekostet – aber das tat unserer Freude keinen Abbruch und hatte auf das Gesamtergebnis unseres Lübeckbesuchs keinen Einfluss mehr: YEAH, WIR FAHREN ZUR DEUTSCHEN Ü45 MEISTERSCHAFT! Vorwärts ist der geilste Club der Welt!

(Wir haben nicht einmal gefragt, ob wir diese Figur als Mitspieler hätten aufstellen dürfen …)

Tops:

  • Was an diesem Tag nur unserem Team gelungen ist: Wir haben gegen den Turniersieger Lübeck gewonnen!
  • Wir haben harmoniert und waren alle friedlich miteinander. Das macht wohl das Alter!?
  • Bernds Weltraum-Hose
  • Punkteverteilung der über den Tag erzielten 110 Punkte: Björn (26), Stefan (21), Bernd (18), Hans (17), Sven (16), Dirk (9), Thorsten (3)
  • Wir haben die Sympathien für den Underdog eingeheimst! 🙂
  • Der letzte Wurf des Tages war ein Treffer: Dirk versenkt gekonnt das Kleingeld in den Mautstation-Korb. Für DM-Teilnehmer wurde die Gebühr für den Herrentunnel übrigens von 3,90 Euro (Hinfahrt) auf 2,10 Euro (Rückfahrt) gesenkt!